Wir von EinsWeiter möchten Stellung beziehen zu einem von uns veröffentlichten Foto. Die Aufnahme, um die es hier geht, hat den von Beate Franzke eingereichten und in Auszügen gedruckten Text in der letzten Zero-Ausgabe begleitet. Das Bild entstand bei einem Fotoshooting für unseren Verein mit viel Spaß und Leichtigkeit, es sollte eigentlich ein Zeichen für Austausch und Diversität sein und ein Gefühl von Gemeinsamkeit erzeugen. Die Bildsprache und die Darstellung der Situation der beiden Abgebildeten stellt jedoch genau das Gegenteil dar. Durch die fehlende Augenhöhe und die ungefragt zugeschriebene Sprechblase reproduziert das Bild rassistische Strukturen. Die beiden abgebildeten Menschen hatten im Moment der Aufnahme Spaß und auch rückblickend ein gutes Gefühl. Dennoch ist ein Bild entstanden, das wir so nicht reproduzieren wollen.

In unserem Kernteam aufkommende Kritik und Reaktionen aufmerksamer Mitmenschen haben uns nach der Veröffentlichung für das Problem sensibilisiert. Wir sind in den letzten Tagen verstärkt in die Auseinandersetzung mit dem Bild, unseren Strukturen und Rassismen gegangen. Wir wollen uns nun hier in aller Form entschuldigen bei allen, die wir durch Unwissen und Unreflektiertheit verletzt haben. Wir wollen uns dafür einsetzen, dass Menschen sich gesehen, geschätzt und sicher fühlen. Wir wünschen uns eine Gesellschaft, die frei ist von Sexismus, Rassismus, Ableismus, Klassizismus und allen anderen Formen der Diskriminierung. Um diese Ziele umzusetzen müssen wir uns immer wieder kritisch mit Gesellschaft, struktureller und alltäglicher Benachteiligung/Diskriminierung und Privilegien auseinandersetzen. Denn Diskriminierung passiert auch immer wieder in gut gemeinter Absicht. Und eine gute Intention schützt nicht vor Fehlern.

Aus der geschilderten Situation nehmen wir deshalb vieles mit. Zwei Dinge davon nennen wir hier, denn sie sind uns am wichtigsten. Erstens die Erinnerung daran, niemals aufzuhören uns und unser Verhalten zu reflektieren und zu hinterfragen. Bei all den anstehenden Aufgaben – und es sind viele – dürfen wir die kritische Auseinandersetzung mit uns selbst nicht vernachlässigen. Und wir müssen uns immer wieder ins Bewusstsein rufen, dass es viele Arten der Diskriminierung und Stereotypisierung gibt, deren wir uns manchmal gar nicht bewusst sind. Dass unsere Gruppe bisher primär aus weißen, privilegierten und überwiegend aus Cis-Personen besteht ist ein Phänomen, dass sich im politischen Kontext oftmals beobachten lässt. Unsere Gruppe wächst und wird zum Glück immer diverser. Der Fehler, den wir gemacht haben, wird uns in Zukunft noch mehr darin bestärken – und das soll unser Zweitens sein – weiter an unseren Zielen zu arbeiten. Umso diverser wir selber als Kernteam und erweiterter Unterstützer*innenkreis aufgestellt sind, umso mehr Blicke und Perspektiven fließen in unser tägliches Handeln ein und legen die Weichen für wirklich gemeinsam – und auf Augenhöhe – gestaltete Räume. Für eine Gesellschaft ohne Diskriminierungen. Großen Dank für das achtsame Sehen und Schauen von Menschen, die uns ebenfalls auf die „Sprache“ dieses Fotos hingewiesen haben. Und danke an alle, die EinsWeiter immer wieder „eins weiter“ bringen. Denn zum Wachsen gehört auch Kritik. Sprecht uns gerne an. Wir wünschen und wollen einen kontroversen Austausch auf Augenhöhe!

Das Kernteam